Standpunkte

Hier finden Sie meine Standpunkte

„Ohne uns geht es nicht !
Seniorinnen und Senioren für die Kommunalwahlen“
von Gerhard Winter – Vorsitzender der Senioren-Union Kreisvereinigung Göttingen

1. Den Volksparteien laufen die Wähler weg

Bereits die Landtagswahl 2010 in NRW hat einen Trend bestätigt: Die Volksparteien werden immer schwächer – ihnen laufen die Wähler weg. Die CDU verliert dabei in allen Altersgruppen, am stärksten aber bei den Wählern bis 59 Jahren, da sogar zweistellig. Sie ist nur noch bei den über 60-Jährigen stärkste Kraft.

Journalisten und die politischen Gegner versuchten das Wahlergebnis mit schlechter Arbeit der Bundesregierung zu erklären.
Dass die Presse dieses Thema hochspielte und die ungeliebte bürgerliche Regierung anschwärzte, ist mit dem Hintergrund der politischen Prägung der Journalisten zu erklären. Immerhin stehen 75 % der Journalisten den Grünen oder der SPD nahe (vgl. dazu Prof. H.M. Kepplinger , Uni Mainz in FOCUS 21/11 Seite 54).

Die Wahlerfolge der Grünen in Baden-Württemberg und Bremen führt Kepplinger ebenfalls darauf zurück, dass die Grünen als Protestpartei von den Medien zur Volkspartei hochgeschrieben werden (a.a.O.).
Zitat: „Den dauerhaften Erfolg von Bündnis 90/Die Grünen und ihren augenblicklichen Höhenflug kann man ohne die Macht der Medien und die Grundhaltungen von Journalisten nicht verstehen.“
Wenn das so ist – und ich glaube, dass es so ist, dann ergeben sich folgende Fragen:

  • Haben wir noch eine repräsentative Demokratie?
  • Oder haben wir eine mediale Demokratie?
  • Bestimmen die Medien die Politik und die Handlungsweisen der Politiker?
  • Gilt das nur für die Bundespolitik oder ist die Kommunalpolitik bereits ebenfalls medial infiziert?

2. Demografische Entwicklung

Eine der größten Herausforderungen, und Glücksfall zugleich, für  unsere Gesellschaft ist die demografische Entwicklung. Herausforderung, weil wir unsere Arbeits- und Sozialwelt auf eine alternde und kinderarme Gesellschaft ausrichten müssen. Glücksfall, weil die Menschen älter werden.

  • eine Gemeinschaft politisch interessierter Bürger, die sich für eine menschliche und generationsgerechte Gesellschaft einsetzt.
  • eine Gesellschaft, in der auch ältere Menschen eine aktive Rolle spielen und ein selbständiges, selbst bestimmtes und mitverantwortliches Leben führen können.

Deutschland schrumpft

Seit 2003 hat die Zahl der Einwohner zwischen Rügen und dem Bodensee bereits um rund eine halbe Million abgenommen. Das entspricht der Einwohnerschaft der fünf größten Städte Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt zusammengerechnet.
Die Verluste sollen sich nach den Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung und der Bundeszentrale für politische Bildung in den nächsten Jahrzehnten noch wesentlich erhöhen: bis

2020 um 318.000
2030 um 2,52 Millionen
2040 um 5,79 Millionen
2050 um 9,80 Millionen
2050 um 14,2 Millionen

Diese demografischen Betrachtungen sind  weder Hirngespinste,  noch Wahrsagerei, keine Prognosen sondern Projektionen,  die auf dem beruhen, was heute schon da ist. Sie verlängern die Gegenwart in die Zukunft.

Klartext:

  • Die Zahl der Deutschen wird in den nächsten Jahren drastisch abnehmen.
  • Kinder werden fehlen.
  • Alte werden die Mehrheit bilden.
  • das Durchschnittsalter wird deutlich steigen.
  • Immer weniger Erwerbsfähige werden für den sozialen Wohlstand für immer mehr Empfänger staatlicher Leistungen arbeiten müssen.
  • Der Bevölkerungsverlust und die Überalterung werden die sozialen
  • Kommunen, ja ganze Regionen werden kollabieren.
  • Die Zivilisation wird sich auf Kerngebiete zurückziehen.
  • Der Rest wird der Natur überlassen

Das sind Auswirkungen einer demografischen Katastrophe.

Was aber noch viel schlimmer werden könnte, ist der drohende (globale) Krieg zwischen Jungen und Alten. Angesichts der Geburtenzahlen (nur 1,4 Kinder pro gebärfähiger Frau statt 2,1) und der explosionsartig zunehmenden Lebenserwartung der Menschen ist ein solcher Generationenkrieg nicht auszuschließen.
Die Zahl der über 65Jährigen wird von jetzt 16,6 Millionen auf 21.8 Millionen zunehmen.
Die Zahlen der Hochbetagten, d. h. der über 80-jährigen wird sich verdoppeln.
Die nachwachsenden Generationen werden dagegen abnehmen (Weniger Mädchen = weniger Geburten).

Auch die Politik hat diese Zahlen auf dem Tisch. Doch sie weigert sich, angemessen darauf zu reagieren.
Durchhalteparolen, nach dem Motto „Kein Flecken wird aufgegeben!“ sind die Regel – ändern aber nicht an der bedrohlichen Bevölkerungsentwicklung.
Wo kein Nachwuchs zur Welt kommt, nutzen auch keine Wohnungsbauprogramme.

3. Im Miteinander der Generationen Zukunft gestalten

Wir brauchen die Ideen der Jüngeren, ihre Dynamik, ihren Schwung, ihre Risikofreude, ihr Drängen nach Veränderung ebenso wie wir den Rat der Älteren benötigen, ihr Fähigkeit des Abwägens und ihre Bereitschaft zum Tragen von Verantwortung.
Wir brauchen nicht das Gegeneinander, sondern das Miteinander der Generationen.

Kommunalpolitik von und für Seniorinnen und Senioren
Zur positiven Gestaltung dieses demografischen Wandels bedarf es in den Städten, Gemeinden und im Landkreis vieler Kräfte und deren besonderer Anstrengungen.
Die Interessen älterer Menschen müssen wesentlich stärker wahrgenommen und die Teilhabe der Älteren an der Kommunalpolitik muss entwickelt werden, z.B. durch die Einrichtung eines Seniorenbeirates (Seniorenvertretungen) auf Gemeindeebene, in denen Interessen im vorparlamentarischen Raum gebündelt werden.
Durch ihre Kenntnisse und Lebenserfahrungen sind die Mitglieder eines Seniorenbeirates wichtige Impulsgeber für kommunalpolitische Entscheidungen und Maßnahmen. Das von Seniorenbeiräten freiwillig und ehrenamtlich erbrachte bürgerschaftliche Engagement muss überall gefördert und verwirklicht werden

Weitere Politikfelder von oder für ältere Menschen:
Garantie und Sicherstellung der staatlichen Aufgaben zur Bereitstellung der für ein sinnvolles, selbstbestimmtes menschliches Dasein notwendigen Güter (Daseinsvorsorge). Dazu gehören die Versorgung mit Gas, Wasser, Elektrizität sowie die Müllabfuhr und die Abwasserbeseitigung. Für ältere Menschen von besonderem Interesse sind die bedarfsgerechte Bereitstellung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), Einrichtungen der Erwachsenenbildung, Theater und Krankenhäuser. Auch dann, wenn wegen der kommunalen Finanzmisere zur Erfüllung dieser Aufgaben der Daseinsvorsorge die Mobilisierung privaten Kapitals und Fachwissens (Öffentlich-Private Partnerschaft < ÖPP> auch Public Private Partnership <PPP> genannt) erfolgt, sollten die Organe der Kommunen sich die Entscheidungshoheit nicht aus der Hand nehmen lassen.
Durchführung einer Kampagne „Senioren für die Jugend – Ein Gewinn für alle“ zur Förderung des Miteinanders der Generationen
Ein Aktionsprogramm „Senioren für Senioren“ als gelebte Nächstenliebe und Solidarität für die Hilfebedürftigen der eigenen Generation
Schaffung eine flächendeckendes Netzes ehrenamtlicher Nachbarschaftshilfe im Landkreis
Förderung von Seniorenwohnungen
Förderung von Mehrgenerationenhäusern als offene Tageseinrichtungen (auch als Familienzentren und/oder Seniorenbegegnungsstätten)
Förderung und Sicherstellung des Anspruchs auf Wohnraum der in das Rentenalter eintretenden behinderten Mitarbeiter beschützender Werkstätten.
Kommunale Handlungsmöglichkeiten bei der Gestaltung eines alternsgerechten Wohnangebots ausschöpfen
Verbesserung des Wohnens in der vertrauten Häuslichkeit durch Wohnungsanpassung und Wohnberatung
Verbesserung und Sicherstellung der geriatrischen Versorgung
Optimierung der medizinischen und pflegerischen Versorgung

4. Verbesserung der politischen Bildung

Politische Bildung ist notwendig für die Demokratie und nützlich für die Menschen in unserem Land.
Durch Wegfall der Landeszentrale für politische Bildung ist in den letzten Jahren ein Vakuum entstanden, das wieder ausgefüllt werden sollte. Insbesondere die Einrichtungen der Erwachsenenbildung (KVHS, VHS) sollten hier wieder einen Schwerpunkt setzen, ggf. unter ehrenamtlichen Einsatz erfahrener und kompetenter Seniorinnen und Senioren.

Politische Bildung
sichert die Demokratie
qualifiziert Demokraten
fördert das Ehrenamt.

Rosdorf, den 1. Juni 2011


 

STANDPUNKTE

Über örtliche Vereine:

Wir leben im Zeitalter der Globalisierung
Ein Netz von Medien und technischen Informationsnetzen umgibt uns.
Informationen, Waren und Dienstleistungen sind permanent verfügbar ,
rund um die Uhr, rund um die Welt.
Je städtischer, je globaler und je komplexer unsere Welt wird,
umso wichtiger ist es, dass sich Menschen auf örtlicher Ebene treffen und
miteinander reden oder auch feiern.
Unorganisiert in der Nachbarschaft oder organisiert in oder durch die
Vereine.
Achtung und Toleranz, Freiheit und Verantwortung
Rücksichtnahme und Solidarität, Gerechtigkeit und Liebe
das sind die Werte die wir brauchen. Wir lernen, üben und erfahren sie
nicht nur in der Familie, sondern auch in den örtlichen Vereinen, wenn
sich Ehrenamtliche finden, die sich um die örtlichen Belange kümmern,
völlig selbstverständlich, mit Zivilcourage und Augenmaß.

Über religiöse Glaubenswahrheiten

Insbesondere in der Advents- und Weihnachtstage erinnern sich viele Ältere, Angehörige der sogenannten Kriegs- und Nachkriegsgeneration an die Zeit Ihrer Kindheit im Elternhaus oder die mit Ihren eigenen Kindern.

Für viele ist diese Erinnerung verbunden mit dem Gedenken an die ferne Heimat, an Angehörige und Freunde, die nicht mehr unter uns sind.

Sie erinnern sich an die schlimmen Kriegsjahre, in denen der größte Weihnachtswunsch war, die Schrecken des Krieges zu überleben.
Sie erinnern sich on die Nachkriegsjahre und ihre Wünsche, wenigstens zu Weihnachten nicht zu hungern und zu frieren.

In jenen Jahren haben Menschen aber auch erfahren können, dass unsichtbare Gaben des Herzens unvergleichlich wertvoller sein können, als die materiellen Seiten des Lebens.
Aus Gesprächen mit Angehörigen dieser Generation weiß ich, dass in jenen dunklen Tagen der Verzweiflung das Gebet geholfen hat und das Bewusstsein, dass unser persönliches Schicksal und das Schicksal der Völker letztlich in der Hand eines Höheren liegt, ohne dessen Segen unser Leben nicht gedeiht.
Dieses religiöse Bewusstsein hat Kraft gegeben, die schwersten Stunden des Lebens zu überstehen und trotz aller Not einen neuen Anfang. zu wagen.
und bewusst auch an die Erinnerung an dieses religiöse Bewusstsein.
Dieses religiöse Bewusstsein scheint der Vergangenheit anzugehören.
Hier sehe ich auch eine wichtige Aufgabe der Seniorinnen und Senioren, die sich ihr religiöses Bewusstsein durch die Gabe der Erinnerung bewahrt haben, nämlich die Weitergabe dieser Erinnerung an die „Jüngeren, die Zweifelnden, die Hoffnungslosen.
Wir alle müssen uns wieder stärker besinnen auf die alten Glaubenswahrheiten, wie zum Beispiel:

„Dein Wille geschehe, im Himmel wie auf Erden (Matthäus 6, 10)
Mit unserer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren (2. Strophe des Kirchenliedes von Martin Luther < Eine feste Burg…).
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden (Psalm 90, 12).“

Helfen Sie dabei!
Ich bin sicher:
Wenn wir die Gottesferne der Menschen als Problem unserer Zeit erkennen und unser Bewusstsein und unser tägliches Handeln wieder an den religiösen Grundsätzen ausrichten, wird manches leichter werden.
Wir würden

  • gelassener miteinander diskutieren
  • das Wesentliche schneller erkennen
    besser unterscheiden zwischen dem, was bloß wünschbar und dem, was außerdem auch möglich ist,
  • moralische Gebote, die für das Zusammenleben von Menschen unverzichtbar sind, wieder stärker beachten
  • die Angst überwinden, die manche umtreibt
  • fröhlicher und zuversichtlicher sein
  • das modernistische Streben nach Selbstverwirklichung – in Wirklichkeit oft nur ein schöneres Wort für Egoismus – diesen Geboten, zum Beispiel dem der Nächstenliebe oder dem der Toleranz – unterordnen
  • in allem, was wir tun, den Nächsten, ob er nun Freund oder Gegner ist, als unseren Bruder ansehen.

„Die Wiedergewinnung dieser religiösen Dimension, ist von entscheidender Bedeutung für unsere Zukunft und das Überleben der Menschheit“ (Carl Carstens, Bundespräsident 1979 bis 1983)

Rosdorf barrierefrei

Antragsentwurf:
Der Rat der Gemeinde Rosdorf möge folgenden Prüfungsauftrag beschließen:
Die Gemeindeverwaltung prüft, in welchen Bereichen Barrierefreiheit hergestellt werden sollte (Prioritätenliste) und welcher Investitionsbedarf dafür erforderlich wäre.

Begründung:
Der allgemein demografische Trend der steten Zunahme Älterer erfordert auch Strukturveränderungen der kommunalen Daseinsvorsorge – insbesondere bei baulichen Anlagen, ihrer Lage und Erreichbarkeit. Ältere Menschen sind nicht nur eine zunehmende Bevölkerungsgruppe sondern haben mit steigendem Alter wachsende Einschränkungen, die spezifische Bedürfnisse bedingen, denen jede Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten gerecht werden sollte.

Kommunen müssen sich der Herausforderung stellen, die Teilhabe Älterer am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und zu sichern.
Das erfordert insbesondere die Barrierefreiheit des Lebensumfeldes älterer Menschen, beispielsweise der öffentlichen Einrichtungen, der Wege und Straßen, kommunaler Wohngebäude, Wohnumfeld, Verwaltungsgebäude, Sportstätten und des ÖPNV.
Die KfW hat ein Förderprogramm „Barrierearme Stadt“ aufgelegt und bietet den Kommunen seit dem 1.9.2012 besonders zinsverbilligte Darlehen, um Barrieren im öffentlichen Raum zu beseitigen.
Ein weiteres Programm der KfW „“Altersgerecht umbauen“ existiert seit 2009 und fördert Maßnahmen für das barrierefreie Wohnen in Wohngebäuden und im Wohnumfeld ebenfalls mit zinsgünstigen Darlehen.